Das sind Vishnu und Veera in ihren neuen Schuluniformen. Sie freuen sich auf den ersten  Schultag an der Holy Name High School in der Nähe der Garden School. Dass die Geschwister hier zur Schule gehen können, verdanken Sie einem großen Zufall und Schwester Sylvia.

Vor wenigen Wochen standen Vishnu und Veera zusammen mit ihren Großeltern und ihrer Tante plötzlich im Sekretariat der Garden School. Die Kinder machten einen verwahrlosten Eindruck und waren wie ihre Verwandten in offensichtlich schlechter körperlicher Verfassung. Sie baten Schwester Sylvia angesichts ihrer Notlage um Hilfe. Was war geschehen? Vishnu und Veera sind in einem kleinen Dorf im Inneren Indiens geboren. Dort haben sie früh ihre Eltern verloren, auch die einzige Schwester ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Es blieben ihnen die Großeletern, die angesichts Ihres Alters und der fehlenden Verdienstmöglichkeiten bald mit der Versorgung und Betreuung ihrer Enkel überfordert waren. Niemand konnte oder wollte ihnen in ihrem Dorf helfen. Auch gab es bis auf die junge Tante der Kinder, die ohne Schulabschluss selbst von der Hand in den Mund lebt, niemanden, der am Schicksal der Kinder Anteil nahm. Mangels anderer Optionen entschlossen sich die Großeltern deshalb, ihr Glück in Mumbai zu suchen. Mittellos und ohne Kontakte in der 20 Millionen Metropole blieb die Suche nach einem Dach über dem Kopf, einer Hütte oder selbst eines kleinen Verschlags in einem Slum erfolglos. So blieb ihnen nur die Option, die so viele der unzähligen Zuwanderer, Migranten oder Landflüchtlinge bleibt, das Leben auf der Straße. Der Zufall wollte nun, dass sie sich genau in der Nähe des Zugangs zum Hinterhof, in dem die Garden School liegt, am Straßenrand niederließen, um dort auf Strohmatten und unter Folien ihr Lager aufzuschlagen. Vishnus und Veras Tante verdient sich dort ein paar Rupien durch den Verkauf von geflochtenen Blumenketten, die Großeltern betteln. Ein paar Kinder der Garden School machten sie auf die Existenz Prem Dans im Hinterhof aufmerksam. Prem Dan ist hindi und bedeutet soviel wie „Geschenk der Liebe“.  Als Geschenk der Liebe kann man wohl die Begegnung der Schutzsuchenden mit Schwester Sylvia, der Projektleiterin Prem Dans bezeichnen. Natürlich erkannte sie die Notlage der Familie und nahm sich den Kindern an. Vishnu und Veera werden heute von früh morgens bis abends vom Team der Garden School betreut. Hier können sie sich satt essen, können sich waschen, die Toiletten benutzen und spielen. Von hier gehen sie in ihre Schule und können Nachmittags mit den Betreuern Hausaufgaben machen.  Soweit so gut, könnte man meinen. Leider zeigt die Geschichte von Vishnu und Veeras aber auch die Grenzen der Möglichkeiten Prem Dans auf. Es ist Schwester Sylvia leider noch nicht gelungen, die Familie von der Straße zu holen.Vishnu und Veera schlafen deshalb z.Zt. immer noch mit ihren Großeltern und ihrer Tante auf der Straße. Ein günstiges und sicheres Quartier in Mumbai zu finden ist wegen der Überfüllung der Slums durch ungebrochenen Zuzug Tausender Landflüchtlinge und Migranten schier unmöglich. Auch sind die Räumlichkeiten in der Garden School, die im wesentlichen ja nur aus drei Klassenräumen für die Slumkinder der Vorschule besteht, limitiert und nachts schon durch andere „Notfälle“ belegt. Welche langfristige Perspektive haben Vishnun und Veera dann eigentlich? Schwester Sylvia plant das zunächst Naheliegende, nämlich Veera im Mädchen- und Waisenheim Prem Dans in Khargar (30 km von Mumbai) unterzubringen. Vishnu soll sobald als möglich die Gelegenheit bekommen, in der Garden School zu übernachten. So wären zumindest die Kinder sicher untergebracht und könnten weiterhin zur Schule gehen. Allerdings getrennt voneinander. Ob die Großeltern dann noch das Leben auf Mumbais Straßen dem Leben in ihrem Heimatdorf vorziehen bleibt offen.  Die Geschichte der Geschwister, von Vishnu und Veera mag dank der Hilfe Schwester Sylvias und der Unterstützung der Sponsoren und Paten gut ausgehen. Sie zeigt aber auch, dass Prem Dan in gewissen Situationen auch schnell an Grenzen stoßen kann. Auch mangelt es in Indien und Mumbai auch heute noch an einem gerechten Sozialsystem, an ausreichenden staatlichen oder privaten Hilfsangeboten, und effektiver Armutsbekämpfung.

 

 

 

 

Von Möglichkeiten und Grenzen der Hilfe

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